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Meine kleine Ewigkeit

„Papa, was bedeutet Ewigkeit?“, fragt die kleine Lisa vorm Schlafengehn. „Tja,“ antwortet der Vater, „Das ist eine gute Frage, Lisa. Ich möchte versuchen, es dir zu erklären: Schau mal, du wohnst doch hier in Kriftel, oder?“ „Ja,“ unterbricht Lisa und zieht die Bettdecke bis zum Kinn, „hier in der Goethestraße 9.“

„Klasse, das stimmt. Weißt du auch, wo Gott wohnt?“, fragt der Vater die Lisa. „Hmm“, überlegt sie einen Augenblick, schaut zur Zimmerdecke und antwortet dann: „Im Himmel, da wo wir ihn nicht sehen können. Ganz weit weg oben.“

„Das hast du gut gesagt. Und schau mal wir hier auf der Erde brauchen eine Armbanduhr oder eine Turmuhr, damit wir wissen, wann wir aufstehen, essen oder in die Schule gehen müssen.“ „Ja, die brauchen wir. Sonst kommen wir zu spät ins Bett“, pflichtet Lisa bei und zeigt auf Wanduhr.

„Weißt du, Lisa, bei Gott ist das anders. Der braucht unsere Uhren nicht. Bei ihm ticken die Uhren anders. Seine Uhr heißt Ewigkeit.“ „Hat Gott dann Ewigkeit am Arm und schaut ständig drauf, weil er sich um so viele Menschen kümmern muss?“, fragt Lisa weiter. „Nein,“ sagt der Vater, „Gott hat ganz viel Zeit, weil seine Uhren anders gehen. Dann, wenn bei uns ganz viele Tage vergangen sind und wir uns vielleicht hetzen müssen, um noch alles zu schaffen, dann sind das bei Gott erst ein paar Minuten. Und das nennt man Ewigkeit.“

„Ah,“ Lisa denkt einen Moment nach, „dann ist es aber ganz schwierig, mit Gott einen Termin zu bekommen, oder?“ Der Vater hakt nach: „Warum meinst du das?“ Lisa erzählt besorgt: „Ja, weil Gottes Uhr und meine Uhr nicht gleich laufen. Dann weiß ich ja gar nicht, ob Gott gerade zuhört, wenn ich bete.“

„Du, Lisa, da musst du dir überhaupt keine Sorgen machen“, beruhigt sie der Vater, „Gott hat alle Zeit der Welt in seiner Hand. Und wir können ihm jederzeit alles sagen. Denn weißt du was?“ „Ja, was denn?“ Lisa richtet sich im Bett auf und schaut den Vater erwartungsvoll an.

„Jedes Mal, wenn wir beten, schenkt Gott uns ein Stück von seiner Zeit in Herz. Dann laufen unsere Uhren auch anders. Jeder von uns bekommt dann ein Stück Ewigkeit geschenkt“, ergänzt der Vater. Lisa ist ganz aufgeregt und faltet die Hände zum Abendgebet: „Das wollen wir ausprobieren!“

Der Vater spricht das Abendgebet. Und Lisa blinzelt zu ihrer Wanduhr, ob sie schon ein bisschen anders geht.

Artur Wiebe